Berichte der Literaturgruppen


 



Arthur Schnitzler

Therese, Frankfurt 1978 (1932)
Jugend in Wien, Frankfurt 2011 (unveröffentlicht 1915-1920, Erstausgabe 1968)


Während der Niederschrift von „Therese“, Schnitzlers zweiter und letzter Roman, befand sich der Autor in einer großen seelischen Krise und dieser negative Grundton ist auch in dem Werk erkennbar. Das Werk, teilweise wie eine Aneinanderreihung  von Kurzgeschichten verfasst, schildert das emanzipierte, aber letztlich gescheiterte Leben einer schönen, intelligenten, jungen Frau um die Jahrhundertwende im Habsburger Wien.
Bei der Besprechung des Romans standen manchmal einigen Teilnehmerinnen die Tränen in den Augen. Meistens wurde aber sehr temperamentvoll das Schicksal der freiheitsliebenden Therese und die Verlogenheit der kaiserlichen Gesellschaft kommentiert.


Sándor Márai II

Márais essayistische Betrachtungen des Freundschaftsideals

Sándor Márai vermischt wie viele große Schriftsteller des 20. Jahrhunderts  (Musil, Joyce, Koeppen u.a.) das Erzählerische mit dem Essayistischen. Das Thema „Freundschaft“ berührt eine elementare Daseinsform des Menschen, eine Sehnsucht, von der Menschen seit Jahrtausenden träumen. Aber auch in der Tierwelt gibt es genügend Beispiele für den Freundschaftskult (z.B. bei Raben, Affen, Hunden und Katzen). Der Mensch ist anthropologisch definiert ein Gruppenwesen und konnte auch nur als ein solches in der Evolution bestehen. Gerade Freundschaften verstärkten zusätzlich die Überlebenschancen. In einer freundschaftlichen Verbindung steht in Gefahrsituationen einer für den anderen ein. Freundschaft schließt zwar nicht Liebe und Erotik aus, doch wesentlicher ist die geistige Übereinstimmung, Achtsamkeit, gemeinsames Freuen und Leiden. Oft erweist sich allerdings auch eine Komplementärfunktion als überaus Erfolg versprechend. So hilft z.B. das Mathe-Ass dem Englisch-Übersteiger und umgekehrt der Anglist dem Mathematiker.