Berichte der Literaturgruppen
Die Vater-Sohn-Beziehung im Spiegel der autobiographischen Schriften des Schweizer Autors Urs Widmer
In unserem Literaturkreis haben wir uns mit dem z. Zt. wohl bedeutendsten Schweizer Schriftsteller Urs Widmer beschäftigt. Gegenstand unserer Betrachtungen waren die fiktiven autobiographischen Romane „ Das Buch der Vaters“ (Zürich 2004) und „Der Geliebte der Mutter“ Zürich 2000).
Wer sich näher mit dem Werk Urs Widmers beschäftigt, wird feststellen, dass der Autor häufig offen oder versteckt autobiographische Bezüge herstellt. Vor allem die z. T. traumatischen Erlebnisse seiner Kindheit werden in mehreren Erzählungen und Romane mystifiziert (z.B. „Die sechste Puppe im Bauch…“, „Ein Leben als Zwerg“,„Herr Adamson“, „Erinnerungen an Schneewittchen“ usw.) Zur Vergewisserung des Wahrheitsgehaltes empfiehlt sich die Lektüre der Autobiographie „Die Reise an den Rand des Universums“ (Zürich 2013). So wird vor allem „Das Buch des Vaters“ für den Leser verständlich. Liebe, Tod, Lebenssinn und Hoffnung werden in diesem Roman als Leitmotive verwendet und kunstvoll, aber auch ein wenig undurchsichtig miteinander verschachtelt. Die zahlreichen Erinnerungssequenzen verdeutlichen die seelischen Befindlichkeiten des Kindes Urs. Vor allem bedrücken den Leser die visualisierten frühkindlichen Ängste, die nach eigener Angabe des Autors über 20 Jahre angehalten haben ( Reise a. d. U … S. 228).
Thomas Mann – eine autobiographische Spurenlese
Nach einigen Wochen Lektüre und Besprechungen kommen wir in unserem Literaturkreis langsam ans Ende unserer Buddenbrooks -Studien.
Mehrfach drückten wir unser Erstaunen darüber aus, wie ein so junger Autor seinen ersten Roman literarisch derart anspruchsvoll verfassen konnte.
Das Nobelpreiskomitee hob bei der Verleihung des Unsterblichkeitssignums ausdrücklich hervor, dass die Auszeichnung im Jahre 1929 dem Werk „Die Buddenbrooks“ gelte, das bereits im Jahre 1900 erschienen war.
Im Folgenden versuche ich, einige autobiographische Aspekte des Jahrhundertromans aufzuzeigen.
1. Lübeck, eine brüderliche Versagensstory
Heinrich und Thomas Mann, wie auch ihre Geschwister Julia, Carla und Viktor wurden als Kinder von Thomas Johann Heinrich Mann (1840 – 1891) und seiner aus Brasilien stammenden Ehefrau Julia da Silva (1851 – 1923) in Lübeck geboren. Von den älteren Söhnen Heinrich (1871 – 1950) und Thomas (1875 – 1955) berichtet Klaus Mann: „sie fielen in der Schule durch Aufsässigkeit und Faulheit auf“ (Klaus Mann, Der Wendepunkt, Reinbek 1993, S. 10)
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