Berichte der Literaturgruppen


 

Nachlese zu Stefan Zweig V

Ein unveröffentlichter Roman: Stefan Zweig, Rausch der Verwandlung (1931)

Momentaufnahmen 1926

Kassel:

Die „Elsa“ tuckert seit 30 Jahren auf der Fulda. Auf dem Oberdeck sommerlich gekleidete, froh gestimmte Menschen; die Ufer grün, der Dampfer gelegentlich an gerüst-umzäunte, kühle Flussbäder vorbeiziehend. Die Reichsmark rollt wieder. Auch unbegabte Kasseler finden Arbeit. Alles scheint in Ordnung. Der Kaiser adé und nun gibt es wieder Hoffnung. Der alte Wilhelm flucht: An allem ist Ludendorff schuld und dies blöde Locarno, der Völkerbund, und dieser Stresemann ergattert den Friedensnobelpreis. Und das im Land der Dichter und Denker!

Nachlese zu: Stefan Zweig IV

Der Roman „Ungeduld des Herzens“, ein Puzzelspiel

Vorbemerkung:

Stefan Zweig hat so viel geschrieben, psychologisch tiefgründig, stilvoll, brillant erzählt, und alles wird letztlich zur Geschichte, ob Novelle oder Biographie. Merkwürdigerweise aber findet sich in seinem umfangreichen Werk nur ein veröffentlichter Roman. Diesen möchte ich dem illustren Kreis der Aka55plus nacherzählend und gelinde kommentierend nahe bringen. Der Roman „Ungeduld des Herzens“ lässt sich gattungsspezifisch nicht eindeutig zuordnen. Zwar rechtfertigt sein Umfang alleine schon die Bezeichnung Roman (über 450 Seiten), aber inhaltlich entspricht er doch eher einer opulenten Novelle. Das Besondere wird moralphilosophisch anschaulich zum Ausdruck gebracht. Die Leitthematik verfestigt sich in der Frage, ist Mitleid eine Form der Liebe oder eher die Überblendung einer solchen, Trugbild oder wahre Liebe, Novelle im Goethischen Sinne als eine „unerhörte Begebenheit“? Andererseits ordnet sich die Geschichte durch die Fokussierung auf die psychologischen Aspekte in die Tradition des psychologischen Romans ein, wie er in der deutschen Literatur durch Karl Philipp Moritz „Anton Reiser“ (1785 – 1790) begründet wurde.

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