Berichte der Literaturgruppen


 

Literarischer Reiseproviant

Schimmelreiterpoemchen

Es peitscht der Regen
Es brüllt der Sturm
Es grollt die See
In Nebelschwaden verborgen
Der Schimmel
      Ein Reiter im flatternden Gewand
                       Überfliegen Watt und Haff 

So erzählt der ruhig, geschwätzige Schulmeister
Erzählt von Spukgestalten und Naturgewalten
Im Gasthaus hinterm sicheren Deiche
Wie Nordsee zur Mordsee wird
Erzählt vom armen Bauernsohn
Der zum Deichgrafen, zum Schimmelreiter aufsteigt
Bewundernd lauschen die Gäste
Hören von Hauke, dem Widerständler
Der göttliche Willkür nicht gelten lassen will.

John Williams, Stoner, München 2014
Roman eines beinahe zu unrecht Vergessenen


Stoner, Biographie eines Gemäßigten


In John Williams biographischem Roman, man könnte ihn auch als Hochschulroman bezeichnen, finden alle Knechte wissenschaftlichen Arbeitens die hinterhältigen Campusstrukturen wieder, die ihnen das Leben an der UNI so schwer gemacht haben.
Im Literaturkreis kamen so manchen Machenschaften und Turbulenzen recht bekannt vor, schließlich haben sich genug durch Studium und Hochschulstrukturen gequält.
Das Wiederentdecken längst vergessen geglaubter Erlebnisse bereitete vielen eine genugtuende Anteilnahme. Geteiltes Leid ist eben auch halbes Leid. Insofern waren die Diskussionen im Literaturkreis auch überaus lebendig und verständnisvoll.
Stoner ist ein sehr gelungenes literarisches Werk  des modernen amerikanischen Realismus mit psycho-philosophischen Dimensionen. Empfindungen und Verhaltensmuster der handelnden Personen werden sehr präzise und glaubwürdig beschrieben, obwohl die inneren Beweggründe nicht unbedingt offen gelegt werden. Gerade aber dieser Grund führte zu den lebhaftesten Diskussionen und Spekulationen. Wollte man ein Fazit aus der Lebensgeschichte des äußerlich schlichten Assistenzprofessors Stoner ziehen, so könnte dies lauten: Geistige und innere Bewegung sind wichtiger und zufrieden stellender als äußere Anerkennung und scheinbar beneidenswerter Erfolg. Diese Aussage führte letztlich auch zu dezent stürmische Sympathiebekundungen im Literaturkreis.

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