Berichte der Literaturgruppen
Tauben am Rondell
von Wolfgang Schwarz
Unter blauem Himmel, unter blauen Bänken
Stolzieren sie, trotzen den kalten Winden
Erdvertraut nähern sie sich dem stillen Leser
Begierig der Krumen, die achtlos dahingeworfen
Sind zufrieden mit dem, was wir nicht vermissen
Mutig, drängend, doch vorsichtig sind sie
Die flatternden Gesellen der niederen Lüfte
Umwerben die Liebste mit dunklen Tönen
Sie gurren - wir reden.
Versteckt im üppigen Grün der Linden
Zwitschern ungesehene Vögel
Besingen die Leichtigkeit des Seins
Achten der Tauben nicht, ihrer fernen Genossen
Die stakend Mauern und Simse erobern
Flügelschlagend verschwinden die Tauben
In Maueröffnungen, in denen einst Kanonenrohre steckten
Bereit, dem Feinde zu wehren
Hier brüten in mäßiger Freude die Tauben
Beobachten am jenseitigen Ufer die schwarzen Räuber
Die listigen Flug- und Kampfgesellen, die Raben.
Ungeachtet der Gefahren
Flattern die Tauben zum Fels im Baume
Der sie lehrt, Wachsen ist stärker als Schwerkraft
Wer dem Geist vertraut, trotzt auch der Schwere
Stellt die Schöpfung auf den Kopf
Die Tauben kehren heim
Gesättigt von der Weisheit der Lüfte
Neugierig den Futterplatz durchstreifend
Ich begrüße die Freudengenossen
Starre aus Klippenspringerhöhe
Auf die braungewandelte Fulda
Die nicht mehr kobaltblau dahinfließen will
Die Tauben gurren - Und ich?
Ich lache.