Tagesausflug am 23. Mai 2018 nach Nentershausen/Tannenburg
Und wieder hatte uns Wilfried Werner zu etwas ganz Besonderem geführt - versteckt hinter Sontra in den kleinen Ort Nentershausen, der nicht nur eine über 700 Jahre alte Burg, sondern auch eine Spezialität der Kirchenbaukunst zu bieten hat, nämlich eine sog. Bauernbarockkirche, erstmals erwähnt im Jahr 1349.
Schon seltsam von außen, weil sich ein dicker hoher Kirchturm in ein eigentlich normal aussehendes Wohnhaus quetscht. Man betritt ein den ganzen Kirchenraum überspannendes, mit Religionsmotiven bunt bemaltes Holzgewölbe und ist verzaubert. Auch die Wände sowie die umlaufende Empore sind wunderschön in den warmen Farben und Goldtönen religiös bemalt, dazu herausragend eine in den gleichen Farben geschmückte Orgel aus dem 17. Jh., und ein auf alles herunter schauende, überlebensgroßes Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert.
Und weil das alles von der alten Adelsfamilie derer von Baumbach stammt, wollen wir deren damalige Residenz – die Tannenburg – natürlich auch besuchen.
Eine kleine Anhöhe hoch gefahren befinden wir uns – zunächst begrüßt von einem nicht aus der Ruhe zu bringenden Esel – vor einem äußerlich zwar ziemlich schmucklosen, dreiteiligen Riesenbau, aber plötzlich in einer anderen Zeit, mittendrin im Mittelalter. Denn hinter dem aus riesigen unförmigen Steinen ummauerten gerundeten Tor gelangen wir in den Burghof mit Backhaus, Schmiede und Zisterne, und uns umfangen rechts und links von einer grob gepflasterten Straße zwei 3- und 4-stöckige Wohntürme, in denen die damaligen Burgherren derer von Baumbach ab 16. Jh. residierten. Heute ist die Burg im Besitz des Vereins der Freunde des Tannenbergs, die sich jetzt bei einigen umfänglichen Restaurierungsarbeiten bemühen, die alte Tannenburg wieder aufleben zu lassen.
Unser Burgführer, Burgvogt „Stephan, der Prächtige“ (dieses prachtvolle Attribut vom Verein „Lebendige Burg e.V.“ verliehen) brachte uns, beim Durchwandern des etwas unheimlichen Kellergewölbes, einiger Burgräume, wie Kemenaten und Burgkapelle, das damalige einfache, aber auch kriegerische mittelalterliche Leben ganz nahe. Auch brachte uns eine dementsprechende Beschriftung, wie „Abort“ oder „Tafeley mit zweyerley Salath“ usw., nicht in Übersetzungsschwierigkeiten. Aus den kleinen, in ungeheuer dicke Wände eingelassenen Fenstern, hat man einen weiten Blick übers hügelige grüne Land.
Christa Bieker, 11. Juni 2018